Es müssen nicht viele Erinnerungen sein, die wir nicht einordnen, die uns aber prägen können. Leben ist unterwegs sein. Leben in der sozialen Gesellschaft bedeutet Anerkennung zu erhalten, aufzufallen, blossgestellt zu werden. Hinzufallen, wieder aufzustehen. Leben bedeutet lernen, gehen und Veränderung. Da sammeln sich einige Erlebnisse an, die jeder von uns ganz unterschiedlich beachtet, bewertet und manchmal ganz lange mit sich herumträgt.
Kann man alles Erlebte irgendwann einordnen? Es verstehen lernen?
Gehört zum Verstehen nicht auch die wertvolle Gabe etwas stehen zu lassen. Gewalt zum Beispiel, lässt sich nicht verstehen. Und doch. Da ist dieses Buch von Viktor Frankl und seinem Buch «Trotzdem ja zum Leben sagen», das mich nachhaltig beeindruckt hat. Frankl war ein österreichischer Neurologe und Psychiater und lebte mehrere Jahre in Gefangenschaft in Konzentrationslager. Sein Buch ist keine Abrechnung. Sondern eine Biografie, wie selbst in der Not, Menschlichkeit manchmal siegte oder wie ertragbare Wege gefunden wurden.
Verstehen können
Ja, vielleicht. Schulerlebnisse. Familie. Beruf. Freunde. Da ist einiges. Das nachhaltig geprägt hat. Oder noch immer prägt. Eric Wehrlin hatte als Kind Mühe mit dem Lesen. Er verdrehte die Buchstaben und wurde zum Gespött der ganzen Klasse. Bei der Prüfung für die Sekundarschule musste Eric vor drei Experten etwas vorlesen. «Es war ein Horror!» erzählte er in einer FENSTER ZUM SONNTAG Talk Sendung. Die Experten hatten mittendrin abgebrochen und gesagt: «Ne!» So beschloss Wehrlin als Kind, seinen Mund nicht mehr zu öffnen. Das Gefühl, ein Aussenseiter zu sein, prägte ihn. Als Jugendlicher schmiss er seine Lehre hin, haute von Zuhause ab und zog als Landstreicher quer durch Europa. Heute ist er Schauspieler. Zwischen Kind und heutiger Job lag ein langer Weg. Er ist ihn gegangen. (Quelle: raeber-leben-blog.ch: Leben ist, was man daraus macht).
«In der Jugend lernt, im Alter versteht man.»
Marie Freifrau von Ebner-Eschenbach
«In der Jugend lernt, im Alter versteht man.» Einiges ja. Doch nicht alles. Das was ist, muss trotzdem nicht so bleiben. Es geht nicht um eine Kampfansage an die Vergangenheit. Sondern um die Gestaltung unserer Zukunft. Um das Ja zu unseren Möglichkeiten, der Bereitschaft sie zu finden und die damit verbundenen Weg zu gehen.
Kommentare