«Nimm meine Augen und schau!» ein Spruch, den ich dann und wann von meiner Frau höre. Will heissen, nimm mal meine Sichtweise ein. Aus ihrer Sicht beurteilt sie etwas anders als ich. Das mache ich auch. So entsteht eine Diskussion, bei der wir beide deren Ausgang beeinflussen können. Die Sichtweise des anderen einnehmen und uns damit auseinandersetzen. Nicht, um sie zu korrigieren. Sondern um sie zu verstehen versuchen!
Was dahinter steckt
Ich erinnere mich an eine Kurzgeschichte von Michael Ende. Eine der schönsten, die ich je gelesen habe. Seine Nichte Regine malt ein Bild. Sie erklärt ihm dabei Schritt für Schritt, was sie gerade malt. Als erstes pinselt sie ein Mädchen, welches auf einem Bett liegt. Es bekommt ein Nachthemd übergemalt, damit es nicht so nackt ist. Darüber ein dickes Federbett, damit es nicht friert. Das Bett soll ein Himmelbett sein, und es werden die Vorhänge zugezogen – mit Deckfarbe. So geht es immer weiter, bis schlussendlich das Licht ausgemacht, sprich das ganze Blatt mit schwarzer Farbe übermalt wird. Michael Ende, der das Ganze aufmerksam verfolgt, sagt am Schluss der Geschichte zu Regine: «Das ist aber ein hübsches Bild! Besonders wenn man weiss, was alles dahinter steckt.»
«Das ist nicht die Sonne die untergeht, sondern die, Erde die sich dreht.»
Tomte (Indipop Band aus Hamburg)
Dank dem Internet wissen wir viel. Wir können jederzeit und von den meisten Orten der Welt aufs WWW zugreifen und uns die nötige Info holen. Trotz der Tatsache, dass im Netz jedermann sämtliche Informationen verbreiten kann, nehmen wir diese Infos als wahr an. Und dank der unglaublichen Menge an Infos, die tagtäglich auf uns hereinbrechen, hinterfragen wir sie kaum noch. Das gehört ein bisschen zu uns Menschen. Wir brauchen letztendlich Mut zur Offenheit. Mut zur Abgrenzung und Mut, andere Meinungen zu respektieren.
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