Bilanz ziehen. Das tun wir oft am Ende eines Zeitabschnittes. Wenn es vorbei ist. Was können wir denn noch ändern? Ist es nicht wichtig, mit offenen Augen und Ohren durchs Leben zu gehen und wenn möglich zeitnah Einfluss zu nehmen? Aber am Ende? Am Ende wird uns viel mehr bewusst. Weil wir unsere Endlichkeit erkennen. Mit dieser Erkenntnis steigt auch der Wert von alldem, was wir bisher erlebt, vor allem aber, was wir bisher gemacht haben.
«Ich habe mir nie überlegt, was sie (Anmerkung: die Krankheit) mir gegeben hat.»
Rachel Naomi Remen, Pionierin der ganzheitlichen Geist-Körper-Gesundheitsbewegung
Rachel Naomi Remen ist heute national als medizinische Reformerin bekannt und sieht ihre medizinische Arbeit als spirituellen Weg. Da sie selbst jahrzehntelang chronisch krank war, verschmelzen in ihrer Arbeit die Sicht des Arztes mit der des Kranken. Durch diese eigene Betroffenheit konnte sie Patienten viel besser begleiten. Remen hatte ihre Lebensmotivation erkannt. Sie wusste es, was es heisst, krank zu sein. Nie wissen, was der morgige Tag mit sich bringt. Dass Planung manchmal ein Fremdwort ist. Und welche Gefühle aufwallen, wenn man der Willkür einer Krankheit ausgeliefert ist.
Ich erinnere mich an einen mir Bekannten, der Krebs hatte. Er schrieb in einem Kommentar, dass er den Frühling mit all seinen Farben noch nie so intensiv wahrgenommen hatte, wie in diesem Jahr. Es war sein letzter Frühling.
Und nun… zu Ende? Nein. Ich gehöre zu den Menschen, die, seitdem ich seinen Kommentar gelesen habe, den Frühling viel bewusster wahrnehme. Und er? Er bleibt mir unvergessen und ich bin ihm ewig dankbar für seine Zeilen. Er hat mir damit sehr viel geschenkt – vor allem mehr Lebensqualität!
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