Wie fühlt es sich an, wenn man in einer Gruppe ist und weiss, man könnte ein Problem lösen und doch hört einem keiner zu. Man fühlt sich nicht ernst genommen. Wie Luft. Wie aus einer anderen Welt. Das kann verunsichern.
Man macht einen Lösungsvorschlag, jemand anderes greift ihn anschliessend auf und tut so, als ob die Idee von ihm käme. Und erntet schlussendlich die Lorbeeren, die eigentlich dem ursprünglichen Urheber zustehen würden … Solche Situationen können vorkommen. Und dann? Was ist die logische Reaktion? Man hält sich in Zukunft mit seinem Wissen zurück. Besonders in Fragen der Sicherheit kann dies gefährliche Konsequenzen haben.
«Reden können ist nicht so viel wert wie zuhören können.»
Aus China
Edgar H. Schein, ein US-amerikanischer Sozialwissenschaftler, beschreibt in seinem Buch «Humble Inquiry» eine fiktive Situation. Der Autor greift dabei auf die Erkenntnisse seiner letzten 50 Jahre Unternehmensberatung zurück.
Stellen Sie sich vor, Sie wären in einem Operationssaal mit dabei in einem OP-Team das aus verschiedene Kulturen und Hierarchien besteht. Mangelnde Kommunikation führt zu Spannungen. Der Arzt macht einen Fehler und niemand traut sich, ihn darauf hinzuweisen.
Schein weist mit diesem Beispiel darauf hin, dass die Bereitschaft zu offener Kommunikation enorm wichtig ist.
Oft sind es persönliche, kulturelle oder hierarchische Hürden, die uns hindern, auf einen Fehler oder ein Fehlverhalten hinzuweisen. Ich bin überzeugt, es gibt genügend Situationen im Jetzt und auch in Zukunft, wo schlimme Dinge durch eine offene und faire Feedbackkultur verhindert werden können. Das muss unser Ziel sein!
Jeder Mensch hat – wie ein Eisberg – einen unsichtbaren Teil. Und der ist um ein Vielfaches grösser als das, was wir sehen. Diesen versteckten Teil lernen wir nur kennen, wenn wir uns Zeit nehmen, andern gut zuzuhören. Es mag komisch klingen, doch in gewissen Situationen kann dies lebensrettend sein.
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Beziehung und Nähe lassen Menschen gedeihen
Viele von uns erinnern sich noch an den bekannten Kinderbuch-Autor Erich Kästner. Sein Buch: «Emil und die Detektive» erschien 1929 und ist heute noch bekannt. In dieser Geschichte ist auch einiges autobiografisch, wie oft bei erfolgreichen Büchern.
Die Vergangenheit des andern sehen und verstehen
Doch für jedes Unrecht, das ich dir angetan hab'
Hab' ich selber gelitten, Stück für Stück
Und von jeder Wunde, die ich dir zugefügt hab'
Bleibt auch mir eine Narbe zurück.
Diese Strophe des deutschen Liedermachers Reinhard Mey stammt aus seinem Lied «Es bleibt eine Narbe zurück».
Selbstmarketing- damit Sie gehört werden
«Tue Gutes und sprich darüber» ist eine Regel aus der Öffentlichkeitsarbeit. Warum über das Geleistete sprechen – man sieht doch, was wir gearbeitet haben? so denken einige. Ist das tatsächlich so? Darüber reden, sich mitteilen und anderen aufzeigen, welche Arbeit man wie macht, welche Überlegungen man anstellt, welchen Herausforderungen man ausgesetzt ist, ist ein wichtiger Teil von Selbstmarketing. Ist das nicht zu plakativ und darum auch abstossend?
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