Körperliche Schmerzen haben verschiedene Ursachen und können verschieden geheilt werden. Mit Medikamenten oder durch unseren Körper selbst. Letzterer braucht manchmal etwas Unterstützung. Osteopathie, zum Beispiel, will mit ihrer Behandlung die inneren Selbstheilungskräfte aktivieren. Als ich das erste Mal bei einem Osteopathen war, fand ich den Druck auf schmerzhafte Muskelstellen zuerst sehr unangenehm. Dann entstand ein sogenannter Wohlfühlschmerz und noch ein wenig später, je nach Ursache, verschwand er gänzlich.
Kürzlich hat meine Frau eine Ausbildung zur Fussreflexzonen-Therapeutin abgeschlossen. Selbstverständlich stelle ich mich als Testobjekt zur Verfügung. Auch hier spüre ich manchmal bei der Behandlung am Fuss schmerzhafte Stellen. Worauf meine Frau genau dort den Druck mit ihren Fingern aufrechterhält – bis der Schmerz nachlässt. Und anderntags sind die körperlichen Symptome oft schwächer oder verschwunden. Ich staune, wie unser Körper funktioniert. Und wie ist es mit Schmerzen in unserer Psyche?
«Vordergrund macht Bild gesund»
Diese Weisheit aus der Fotografie erlaube ich mir, auf unsere Psyche gemünzt, etwas umzukrempeln. Unser Hintergrund beeinflusst unseren Vordergrund.
Uwe Böschemeyer, Psychotherapeut der Schule Viktor Frankls und Entwickler der «Wertimagination» und der «Wertorientierten Persönlichkeitsbildung», beschreibt in seinen Büchern Situationen, in der Klienten während einer Imagination Gestalten sehen, die ihnen schreckliche Angst einjagen. Durch das bewusste Aushalten und darauf Zugehen verlieren diese oft an Macht oder schrumpfen gar zu lächerlichen Kreaturen zusammen und die Klienten gehen entspannt und gestärkt weiter.
Das heisst unter anderem, dass es oft besser ist, schmerzhafte Empfindungen anzuschauen und sie auszuhalten, statt ihnen auszuweichen (bei besonders einschneidenden Erlebnissen unbedingt mit einer begleitenden Fachperson).
Was hier in ein paar Zeilen umschrieben wird, entpuppt sich in der Praxis oft als langwieriger Weg, für den es Mut und Ausdauer braucht. Wäre Verdrängen nicht leichter?
Verdrängen schadet
Wenn unser Computer einen Virus hat oder unser Auto einen Motorschaden, gehen wir dem bewusst nach. Logisch. Mit Verdrängen gewinnen wir nichts. Im Gegenteil. Das ist bei uns Menschen nicht anders. Ein vertiefter Blick in unser Innenleben lässt uns langfristig authentischer und als Ganzes gesünder leben.
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