Vom Wert der konstruktiven Kritik

Vom Wert der konstruktiven Kritik
Ehrliche Kritik soll letztendlich den andern Fördern

Meinungsfreiheit, dieses wohlklingende Wort schreiben wir uns in der freien Schweiz auf die Fahne. Übersetzt heisst das: Jeder darf seine Meinung frei äussern. Das klingt verlockend, beinhaltet allerdings ein paar Einschränkungen. Freie Meinung sollte nicht verletzend sein. Sie braucht den optimalen Zeitpunkt und eine hörbereite Zielgruppe.

Meinungen unterdrücken.

Das kommt vor. Leider immer noch öfter, als wir möchten. Zum Beispiel, wenn die Angst vor einem Jobverlust gross ist. Wenn Vorgesetzte keine Feedbackkultur zulassen. Wenn Mobbing betrieben wird. Wenn nur die Meinung des Vorgesetzten zählt. Wenn …

«Wer andere Meinungen unterdrückt aus Unsicherheit oder Narzissmus, kann niemals das ganze kreative Potenzial eines Teams anzapfen.»

Annette Winkler – Smart Chefin

Das kreative Potenzial eines Teams anzapfen

Konstruktive Kritik treibt Mitarbeiter, das Team und eine Unternehmung voran. Jede Idee, jede Umsetzung und jede Handlung hat Verbesserungspotenzial. Dieses wird am ehesten durch diejenigen erkannt, die täglich damit arbeiten. Warum also nicht auf deren Feedbacks hören? Zugegeben – manchmal finden sie vielleicht nicht den richtigen Ton. Trotzdem.

Der «missratene» Kaffeeklatsch

Wir zählen das Jahr 1908. Eine Frau von Moltke war zum Kaffeeklatsch geladen. Den Apfelkuchen lobten alle in den Himmel. Frau von Moltke allerdings bemängelte den Kaffee, der ein bisschen bitte schmeckte. Eine andere Dame hatte schwarze Kaffeeersatzflecken auf ihren schimmernd weissen Zähnen. Eine Niederlage für die Gastgeberin? Mitnichten! Dieselbe nahm das Gesagte und Gesehene ernst. Sie überlegte, ob man das Kaffeepulver vielleicht in eine Art Filter auffangen könnte. Gesagt, getan. Die Melitta Filter waren geboren und mit ihnen ein Milliardengeschäft. Ursprung war ein Feedback eines unzufriedenen Gastes.

(Quelle: Buch «Post-it, Pampers, Mellita & Co», Midas Verlag)

«Es lohnt sich, Mitarbeiter zu befördern, die Konflikte austragen und auch unbequemen Fragen zu stellen.»

Annette Winkler

Konflikte austragen. Unbequeme Fragen stellen. Das ist möglich. Doch es braucht dazu gewisse Voraussetzungen:

  • Den richtigen Moment erwischen,
  • nicht alles persönlich nehmen und
  • das Wissen, dass man von Kritik profitieren kann.

Wer kritisiert, muss wissen:

Konstruktive Kritik erreicht langfristig mehr. Sie ermöglicht einen Prozess, der für alle beteiligten Parteien Wachstum ermöglicht.

Wer kritisiert wird, muss wissen:

Kritik mag manchmal unsachgemäss sein. Sie bildet trotzdem eine Chance, Konflikte zu klären. Es geht um Ursprünge, um Gründe und um die nächsten Schritte. Um einen Weg zum Ziel.

 

«Konstruktive Kritik verdrängen oder ablehnen ist wie gesundes Essen verweigern. Wo gesunde Nahrung ist, ist mehr Wachstum.»

Andreas Räber
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