Ungenaue Aussagen können belastend wirken. Sie sollen kritisch hinterfragt werden. Denn negative Aussagen schwächen beide. Den Betroffenen und den Erzähler.
«Der Täter stammt dem Opfer zufolge wohl aus Osteuropa, eventuell Serbien oder der Slowakei. Vermutlich verfügt der Mann über keine Englischkenntnisse.» Diese Information enthält viele Eventualitäten – auch wenn die Beschreibung nicht besser gemacht werden kann. Sie bringt die Gerüchteküche und die Vorurteile zum Brodeln. Wir sind immer mehr spekulativen Meldungen ausgesetzt. Es geht nicht mehr zwingend um Hintergrund und Wahrheit, sondern – dank den Online-Medien – vor allem um Geschwindigkeit und Klickraten.
Dem Vorurteil fehlt das gerechte Urteil. Wie oft werden in den Sozialen Medien Schlagzeilen gepostet, ohne den Wahrheitsgehalt auch nur zu hinterfragen. Wir jagen den Likes und den digitalen Freunden nach und suchen nach Aufmerksamkeit. Wollen dabei sein. Wollen gehört, gelesen und wahrgenommen werden. Natürlich darf freie Meinung sein – so sie sachlich und respektvoll ist und auch entsprechend auf den Wahrheitsgehalt überprüft wurde.
Das «Könnte» und das «Vermutlich» kann auch uns selbst überrumpeln
Von Paul Watzlawick stammt die folgende bekannte Geschichte:
Ein Mann will ein Bild aufhängen. Den Nagel hat er, nicht aber den Hammer. Der Nachbarn hat einen. Also beschliesst er, hinüberzugehen und den Hammer auszuleihen. Da kommen ihm plötzlich Zweifel auf. «Was, wenn der Nachbar mir den Hammer nicht leihen will? Gestern Abend grüsste er mich nur flüchtig.» Unser Protagonist steigert sich immer weiter in etwas hinein. «Vielleicht war seine Eile nur vorgeschützt, und er hat etwas gegen mich.» Und plötzlich werden seine Gedanken negativ. «Wenn jemand von mir ein Werkzeug borgen wollte, ich gäbe es ihm sofort. Und warum er nicht? Wie kann man einem Mitmenschen einen so einfachen Gefallen abschlagen? Leute wie dieser Kerl vergiften einem das Leben.» Und irgendwann ist er durch seine negativen Vorstellungen so in Rage, dass er beim Nachbarn klingelt. Noch bevor dieser «Guten Tag» sagen kann, schreit ihn unser Mann an: «Behalten Sie Ihren Hammer, Sie Rüpel» (Obiger Text ist gekürzt. Watzlawick, 1983, S. 37-38).
Auch unsere Gedanken und Gefühle müssen wir bei schwierigen Aussagen überprüfen. Wir dürfen uns nicht einfach so hinreissen lassen und über anderen Menschen Schlechtes denken oder erzählen.
«Wenn die Geschichte, die du mir erzählen willst, nicht wahr ist, nicht gut ist und nicht notwendig ist, dann vergiss sie besser und belaste mich nicht damit!»
Sokrates
Negatives Denken und über andere negativ Reden sind wie Alkohol. Man spürt die direkten Auswirkungen und hat sich weniger im Griff.
Etwas über jemanden denken, etwas von ihm oder ihr weitererzählen, sollte durch die 3 Siebe der Wahrheit – Güte – Notwendigkeit überprüft werden. So hat es Sokrates gemacht und damit sich und sicher auch andere vor Negativem geschützt.
Mein persönliches Fazit: Wahrheit, authentisch Leben und zu sich und seiner Meinung zu stehen, sie laufend zu überprüfen und sachlich zu vertreten, sind wertvoller und nachhaltiger, als sich über die Fehler von andern zu profilieren.
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