Übertragung: Die Balance zwischen Distanz und Überverantwortlichkeit

Übertragung: Die Balance zwischen Distanz und Überverantwortlichkeit

Persönlich Erlebtes prägt uns. Je intensiver etwas erfahren wurde, desto höher ist der Einsatz für oder gegen den Ursprung des Erlebten und die Gefahr der zu geringen Distanz dazu.

Music4ever.de erzählt die Geschichte der US-amerikanischen Folk-Queen Judy Collins, die stets als Nummer zwei hinter Joan Baez galt. Mit gerade mal zwölf Jahren erkrankte Judy Collins an Kinderlähmung; elf Jahre später litt die begabte Songwriterin an Tuberkulose. 1992 verlor sie ihren einzigen Sohn Clark durch Suizid. Judy Collins engagiert sich seither in der Suizidprävention, sowie für UNICEF, Amnesty International und in einer Kampagne gegen Landminen.

Zornig sein und Gutes tun

«Ich wurde mehrmals festgenommen – bei Demos gegen den Vietnamkrieg oder gegen Apartheid. Ich war so zornig wegen des Kriegs, dass ich kaum klar denken konnte.»

Judy Collins

«Ich will einfach nur so viel wie möglich für das Gute in der Welt tun», sagt sie. «Einer der Gründe, warum ich all diese Jahre ‚Amazing Grace‘ (einer ihrer grössten Erfolge) singe, ist, dass ich glaube, die Menschen müssen dieses Lied einfach hören.»

Judy Collins - Quelle: Folker.de

Die Zitate von Judy Collins zeigen zwei Pole auf. Zum einen ihren Zorn – ich nenne es bewusst «Hilflosigkeit» – und zum andern den Entscheid, Gutes zu tun. Ich möchte bewusst offen lassen, was aus ihrer Jugendzeit oder dem später Erlebten sie geprägt hat. Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, dass ein derartiges soziales Engagement nicht von einer entsprechenden Vorgeschichte her stammt.

«Misstraue deinem Urteil, sobald du darin den Schatten eines persönlichen Motivs entdecken kannst.»

Marie Freifrau von Ebner-Eschenbach

Persönliche Motive lassen uns in einem gewissen Rahmen blind werden. Dabei lohnt es sich, sie ganz  bewusst einer externen Reflexion gegenüberzustellen. Wem unterstellt wird, «gegen die andern zu sein», hat vielleicht nur die falschen Motive, die es zu entschärfen gilt. Und sie dahin zu richten, möglichst viel Gutes zu tun. Ein anderer Ansatz, der Distanz ermöglicht und vor allem allen nützt.

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