Die selektive Wahrnehmung ist ein psychologisches Phänomen, bei dem nur bestimmte Aspekte der Umwelt wahrgenommen und andere ausgeblendet werden, so schreibt es die Online-Enzyklopädie Wikipedia. In meinem Blog möchte ich bewusst keine psychologische Abhandlung schreiben. Mehr aus dem Alltag heraus. Da leben wir drin und nehmen ihn mehr oder weniger wahr. Damit wären wir schon beim Thema:
Die Küche ist ein Paradebeispiel. Ob im trauten Heim oder in der Firma. Küchen sind in der Regel nur dann wirklich sauber, wenn jemand explizit für die Reinigung zuständig ist. Immer wieder treffe ich auf meinen Besuchen in Firmen Küchen an, wo Hinweise stehen wie «Bitte Küche nur aufgeräumt verlassen!» Das gleiche gilt für die stillen Örtchen, wo ein Rauchverbot besteht,und für Männer das gleiche gilt wie für Hunde, nämlich «sitz». Oder der Wunsch, dass wer das letzte WC-Papier benützt hat, es auch nachfüllen soll etc.. Alles eine Frage der Erziehung? Man müsste die Unordnung doch sehen! Sind Sie sicher?
Der Mensch ist ein zielorientiertes Wesen
Diese Erkenntnis stammt vom Begründer der Individualpsychologie, dem Wiener Arzt Alfred Adler. Der Begriff «zielorientiert» gefällt mir. Meine Frau würde darüber lächeln. Denn sie weiss, meine Ziele prägen mich sehr. Ich lebe sie! Welchen Nutzen haben wir von einem Ziel? Wir richten unser ganzes Leben danach aus. Heruntergebrochen, bis auf unseren Alltag. Um welche Ziele könnte es sich handeln?
Gehen wir zurück in unsere Kindheit. Dort landen wir immer mal wieder, wenn es darum geht, Leben zu verstehen. Da war unser Ziel Aufmerksamkeit. Die der Eltern. Die der Mitmenschen überhaupt. Das gehört zum Mensch Sein. Also haben wir gesucht, bis wir etwas gefunden haben, das uns Aufmerksamkeit bescherte. Genaues Arbeiten. Verantwortung übernehmen. Den Clown spielen. Und die Ziele? «Wenn ich genau arbeite, falle ich auf.» «Wenn ich Verantwortung übernehme, erhalte ich Anerkennung.» «Wenn ich lustig bin, stehe ich im Mittelpunkt.»
Aufmerksamkeit, soziales Umfeld
Wem Aufmerksamkeit entgegengebracht wird, braucht sie nicht zu suchen. Der innere Tank wird gefüllt. Angenommen Sein fühlt sich gut an! Nur ist dieser Automatismus in einer anspruchsvollen Berufswelt, die immer dynamischer wird, nicht garantiert. Und doch werden wir uns auf unsere angelernten Werte, auf unsere Überzeugungen, konzentrieren. Und da wir «natürlich begrenzt» sind, sprich nicht alles aufnehmen und verarbeiten können, konzentrieren wir uns auf das, was uns «etwas bringt»: Aufmerksamkeit. Den Rest lassen wir links liegen. Warum auch nicht? Alle machen es so. Ziele prägen den Lebensinhalt. Wieso Buchhalter werden, wenn mich Kunst mehr interessiert?
«Gib mir einen Quadratmeter Wiese und ich mache dir 1000 schöne Fotos.»
(Unbekannt)
Viele Dinge nehmen wir erst wahr, wenn sie uns selbst betreffen. Wenn sich unsere Interessen verändern. Seit ich fotografiere, entdecke ich überall um mich herum verlockende Objekte. Entfalte neue Sichtweisen. Entdecke neue Individuen. Schöpferisch genial gestaltete Insekten, Pflanzen, Naturphänomene etc. Was sich in einem Quadratmeter Wiese alles befindet, ist wirklich unglaublich – wenn man es sieht.
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