Reinhard Mey gilt als der Liedermacher der deutschen Szene. Seine Geburtsstunde als Chansonier war aber alles andere als vielversprechend … Denn wie vielen andere fehlte ihm am Anfang Profil. Als er 1964 erstmals beim Chanson- und Folksongfestival auf Burg Waldeck in Hessen auftrat, war der Erfolg niederschmetternd. Es passierte ihm das Schlimmste, was einem Anfänger passieren kann. Er wurde ausgepfiffen. Trotzdem machte er weiter.
Mey produzierte eine Langspielplatte mit Kopien anderer Künstler, die sich so schlecht verkaufte, dass das ihm das Geld ausging. Um seinen Lebensunterhalt zu verdienen, sang er in kleinen Kneipen und Clubs, oft für ein paar Gläser Bier und eine Schweinshaxe. Spätestens hier würden wohl die meisten von uns aufhören. Weil wir Erfolg vielfach mit Begabungen gleichsetzen und weil wir es gerne schnell hätten. Doch zum Erfolg gehören Durchhaltewille und Lernbereitschaft.
1966 wagte Mey mit einer weiteren Platte einen neuen Versuch. Der Erfolg war nicht so gross, wie er sich es erhofft hatte. Mey erkannte: So konnte es nicht weiter gehen.
Mentoring durch das soziale Umfeld
Es war seine Frau, die ihn ermutigte, neue und vor allem eigene Texte und Melodien zu schreiben. Mark Knopfler, Kopf und Leadsänger der englischen Popgruppe Dire Straits (der Bandname bedeutet laut Wikipedia so viel wie «grosse Pleite» oder «ernste Notlage» und spielt auf die finanzielle Situation der Mitglieder in der Anfangszeit der Gruppe an), versuchte jeweils Themen in den Liedertexten aufzugreifen, die er beim Anstehen an der Kasse mitbekommen hatte. Dinge des Alltags. Nachvollziehbare. Hört man sie, weiss man: Ja genau, so ist es. Und dies machte auch Reinhard Mey. Dinge des Alltags wurden nun in seiner persönlichen Sichtweise beschrieben und dadurch einmalig.
Üben, üben und nochmals üben. Reinhard Mey entschied sich für den knallharten Weg. Manchmal war er frustriert, weil er in 3 Tagen nur eine einzige Strophe hinkriegte. Vielfach arbeitete er bis tief in die Nacht hinein. Um am nächsten Morgen alles wieder zu zerreissen.
Dann erkannte er, wo er seine besten Ideen findet: Beim Fernsehen, Telefonieren oder im Restaurant.
Dort beispielsweise kam ihm die Idee für das Lied «Die heisse Schlacht am kalten Buffet». (Quelle: Buch «25 Jahre Popmusik» – 1975).
Viele Dinge, von denen wir heute profitieren, sind durch Ausdauer und Glaube an die Sache entstanden. Geburtswehen. Ist das Kind geboren, vergisst man, was vorher war!
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