«See the Unseen». Dieser Claim von Swarovski Optik passt ideal zu unserem heutigen Thema. Wir nähern uns Weihnachten. Und darum gibt es wie jedes Jahr in unserem Coaching-Newsletter eine Weihnachtsgeschichte.
«See the Unseen»
(Claim Swarovski Optik)
Was wäre, wenn Weihnachten heute stattfinden würde? Wenn heute, in unserer Zeit, in unserem hektischen Alltag, ein Kind geboren würde, das als Erlöser zur Welt käme? Ich habe Flurin Dewald gebeten, die biblische Geschichte von damals ins Heute zu transferieren. Gönnen Sie sich einen Moment der Entspannung.
Herzlichen Dank für Ihre Treue im 2018!
Andreas Räber – GPI®-Coach
Begegnung in Bern-Bethlehem
Eine Weihnachtsgeschichte von Flurin Dewald
«Das ist die Neue für den Yoga-Chanel, hat bereits mit Heidi Klum zusammengearbeitet, ausserdem für Weight Watchers diese…»
«Ja, ist gut. Mach das mit dem Chanel. Aber regelmässig was hochladen! Bald ist Jahresanfang, da wollen die Leute wieder abnehmen – und wir liefern ihnen dann zwei in einem: awareness und fitness.»
«Und du, wo steht die Zalindo-Kampagne?»
Manuel tippt mit dem Zeigefinger in der Luft auf den Kopf des Mitarbeiters, wie ein Dirigent, nur etwas weniger lustvoll. Eigentlich ist da überhaupt keine Lust, und schon gar keine Musik, aber eine Bühne ist es schon, dieses durchgestylte Loft-Office, in dem Manuel auftritt und den Takt angibt. Vorwärts soll es gehen, immer vorwärts, höher, mehr, neuer, frischer. Die Hypes halten nicht mehr lange an; das gibt den Rhythmus vor, den Manuel hier eigentlich nur weitergibt. Manuel Senn, 28 Jahre, seit 9 Monaten Projektleiter hier bei Next Big Thing in Bern. Manuel wird langsam alles zu viel. Alles braust und saust ihm um die Ohren, dabei ist er es eigentlich selbst, der das Tempo macht. Er fühlt sich innerlich leer. – Ach was erzählst du da? Diese Floskeln! Innere Leere, Orientierungslosigkeit, Oberflächlichkeit, Haltlosigkeit. Nur Esoteriker denken so.
Es surrt in der Jeans. 95 ungelesene Emails. NZZ-Newsticker («Frankenstärke schwächt Wirtschaftswachstum»), WhatsApp-Nachricht von Julia: «Lieber Manuel, bitte zurückrufen, es gibt hier eine einmalige Opportunity!»
«Leute, ich muss los. Bleibt dran!»
Julia ist alles andere als eine Esoterikern: rational, wach, ehrgeizig und zielstrebig. Das gefällt Manuel an seiner Assistentin. Sie hat einen guten Riecher, wie man so sagt.
«Was gibt’s?»
«In Bethlehem sei ein Kind geboren.»
«Ja, in Palästina werden Kinder geboren, das ist nichts Neues.»
«Nein, Bern-Bethlehem! Das geht gerade viral. Das verrückte: Die Menschen stehen Schlange um es zu sehen. Ich weiss auch nicht mehr, aber wir müssen uns das ansehen. Vielleicht ein neuer Justin Bieber!»
«Au ja, das wär’s! Der alte Justin ist ja eigentlich auch viel zu alt inzwischen.»
Der schwarze BMW quickt zweimal kurz auf, Manuel lässt sich ins Leder fallen, startet den Motor und braust auf die Strasse. Was hat Julia gesagt, ein Baby in Bethlehem geht viral? Nun ja, eigentlich ist je absurder, desto besser. Aber trotzdem: was zum Teufel…
Mit dem Teufel fühlt sich Manuel irgendwo im Bund. Wer dieser Teufel genau sein mag, ist ihm schleierhaft, aber Stats, facts, likes, clicks, cash. Seine Seele jedenfalls kommt ihm verkauft vor. Seele, nur schon dieser Klang: Seele – wie Musik, kindlich irgendwie, so weich und weit weg. Seelisches sollte man sich vom Leib halten in diesem Business.
Manuel brettert vor das Hochhaus, er sieht Julia bereits winken. Hier muss es sein. Sie zeigt nach unten, Im Keller?
«Ja, offenbar haben die Armen nichts anderes bekommen. Zur Zeit ist in Bern offenbar alles ausgebucht, auch privat über airbnb. Und das mit einem neugeborenen Baby!»
Auf der Kellertreppe, wo die ganzen Leute stehen und offenbar warten, damit sie alle das Kleine sehen können, wendet sich Manuel an eine Frau, die vor ihm steht.
«Wissen Sie, was hier zu sehen ist?»
Die etwas zerbrechliche Dame dreht sich um, nickt fast unmerklich und sagt nur:
«Ja, ich glaube, ich weiss es. Aber erklären kann ich es Ihnen nicht.»
«O Gott, sagt Manuel, wie das hier aussieht. Man müsste mal… – Psst!»
Es ist nämlich still.
Aber es ist eine klingende Stille. Eine warme, andächtige, feierliche Stille. Auf der Kellertreppe stehen Menschen, Jung und Alt, stehen einfach da, einfache Menschen aber mit warmen Blicken. Beseelt, kommt Manuel in den Sinn, ja beseelt wirken die alle. Es ist ein altes, fast vergessenes Gefühl, das in ihm hochkommt. Es erinnert ihn an die wohligen Stunden seiner Kindheit, wenn er nach einem Unfall oder einer unfairen Geschichte mit den Kameraden geweint, geheult, geschluchzt hat und dann – irgendwann im Schoss der Mutter Ruhe gefunden hat. Ruhe und Geborgenheit und Stille. Was für eine wunderbare Empfindung.
Und auf einmal kommt Manuel alles so lächerlich vor. Die ganze Hektik, das Business, der Stress, das Getue und Getöse kommt ihm kindisch vor. Das hingegen hier, diese Stimmung, das ist zwar kindlich, aber nicht kindisch. Und dann liegt es da, dieses Kind. Es liegt in Windeln gewickelt friedlich in einem Bettchen, ein schäbiges und verranztes Bettchen, aber das spielt jetzt keine Rolle…
Später denkt Manuel die ganze Zeit an diesen Moment. Er kann nicht vergessen, wie es ihm vorkam, dass er dieses Kind irgendwie bewunderte. Er bewunderte es aus tiefstem Herzen. Obwohl es nichts tat. Oder gerade weil es nichts tat, es nichts von ihm wollte, ihn zu nichts drängte und ihm nichts verkaufen wollte. Es war einfach da, uns das war das wunderbarste Gefühl auf Erden. Es war eine Begegnung, die ihn nicht mehr los lässt. Etwas Himmlisches lag in der Luft, etwas Ewiges, Reines, Vollkommenes, von dem Manuel mehr will. Und er weiss, er kann dieses Kind niemandem verkaufen. Es wird nichts einbringen. Es wird sich nicht vermarkten lassen. Man kann das ja nicht einmal kommunizieren.
Man muss es selbst erlebt haben.
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«Ich möchte Ihnen an dieser Stelle nochmals herzlich danken für Ihre bleibenden Impulse und Anregungen, welche mich bis heute begleiten.»