…behauptet der amerikanische Anthropologe David Graeber im gleichnamigen Artikel vom Tagesanzeiger (27.2.16). Graeber ist überzeugt: Vieles sei überflüssig und gehöre eliminiert. Obwohl wir im digitalen Zeitalter leben, hat die Bürokratie zugenommen. Immer mehr Daten werden erfasst und ins Archiv gestellt, ohne jemals weiterverwendet, geschweige denn überhaupt angesehen zu werden. Insbesondere im Bereich des Online Marketings stelle ich dies selbst auch immer wieder fest. Die Datenflut ist enorm, die Möglichkeiten der Auswertung riesig – und doch wird sie nicht, oder manchmal völlig unterschiedlich bewertet.
Verwalten statt kreativ zu arbeiten, so nennt Graeber dieses Phänomen in den Bürojobs. Und er liefert auch gleich weitere Infos, die einem zu denken geben können. So habe eine umfassende Untersuchung ergeben, dass heute in Grossbritannien jeder Dritte seinen Job für sinnlos halte. Weitere 19 Prozent seien sich nicht sicher, ob der Job für etwas nützlich ist.
«Arbeit um der Arbeit willen ist gegen die menschliche Natur.»
John Locke – einflussreicher englischer Philosoph und Vordenker der Aufklärung
Es gibt Menschen, die arbeiten am liebsten mit Material. Still und zuverlässig werden Schritt für Schritt anstehende Stapel abgearbeitet. Andere Menschen lieben den Kontakt zu Menschen. Sie lassen lieber die Hände von der für sie leidigen Administration. Und beide braucht es. Aus gleichgesinnten und aus verschiedenen Mitarbeitern kann ein unschlagbares Team werden. Darin hat aus meiner Sicht auch Administration Platz. Wenn etwas denn nicht nur erfasst, sondern auch genutzt wird. Und wenn der Zweck klar deklariert wird. Zum Beispiel als Teil einer wichtigen, Konstruktion. Oder als Teil eines Grossauftrages.
«… die guten ins Töpfchen, die schlechten ins Kröpfchen!»
Erinnern Sie sich? Aschenputtel, die zum Fest des Königs gehen wollte. Dort, wo der Königssohn seine Zukünftige aussuchen sollte. Doch die Stiefmutter erteilt Aschenputtel den Auftrag, zuhause zu bleiben und Linsen aus der Asche auszusortieren. Dies gelingt Aschenputtel mit Hilfe der herbeigerufenen Tauben (Quelle: Wikipedia). «… die guten ins Töpfchen, die schlechten ins Kröpfchen!»
Diesen Auftrag von Aschenputtel empfand ich schon als Kind als ungerecht. Wer will schon gerne sortieren? – sagte ich mir. Arbeit beinhaltet durchaus Zeiten, in denen es gilt, Ausdauer zu üben. Dann ist die Frage des Sinns, warum diese Arbeit gemacht werden muss, umso wichtiger. Sinnvermittlung ist eine Frage der Kommunikation, der Mitarbeiterführung und der Feedbackkultur. Wir sind, ob wir wollen oder nicht, Teil einer Gesamtheit, einer Gesellschaft. Der Mitarbeiter, der vielleicht ganz mühsam Bremsen eines Verkehrsbusses reparieren muss, tut gut daran, saubere Detailarbeit zu leisten. Er muss wissen: Dank mir ist die Sicherheit der täglichen Bussroute gewährleistet.
Dem Job einen Wert geben
Ob diese Angaben von Graeber in sich stimmen, kann und will ich nicht beurteilen. Vermutlich sollen sie uns einfach wachrütteln. Wir gewöhnen uns schnell an vieles. Zu schnell. An Dinge, die es nicht braucht. Dabei hätte unser einzigartiges (Berufs)Leben wesentlich mehr verdient!
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