Berufung finden – ein besonderer Moment, der Spuren hinterlässt

Berufung finden – ein besonderer Moment, der Spuren hinterlässt
Wie finde ich meine Berufung?

Hand aufs Herz: Wer kann von sich sagen, dass er für seine Arbeit berufen wurde? Für Berufe wie Pfarrer, Missionar etc., für alles, was besondere Herausforderungen mit sich bringt, muss man irgendwie berufen sein. Genau! Wir kommen der Sache näher.

Berufung sieht nicht auf das Ansehen, sondern auf die innere Überzeugung. Sie sieht nicht auf die Logik. Sie kann überraschend kommen oder langsam und hält sich nicht an bestimmte Zeitpläne. Und sie ist nachhaltig. Berufung muss für unser soziales Umfeld nicht unbedingt einen Sinn ergeben.

Tief in uns ist etwas, das gefunden und geklärt werden will. Es lässt sich andern vielleicht sogar nur schwer erklären.

Was bedeutet Berufung?

In seinem Tagebuch schreibt der etwa 17-jährige Hans Peter Matter, besser bekannt als Schweizer Mundart-Liedermacher Mani Matter, er sei überzeugt, dass Wertvolles in ihm steckt. Er nimmt sich vor, nach seinem Weg zu suchen. In seiner Biografie (Mani Matter, Nagel & Kimche, Autor Wilfreid Meichtry) wird beschrieben, wie er von Georges Brassens und dessen Reimen und Sprachspielen in ungewöhnlicher Dichte angetan war. Er wollte ebenfalls Chansons singen. Diesen Weg verfolgte er neben seiner Ausbildung zum Juristen. Der Erfolg blieb nicht aus. Und doch finden sich in weiteren Tagebucheinträgen Hinweise, dass er sich als 35-jähriger gefragt hat, ob er auf dem richtigen Weg sei. Er sei genau dorthin gekommen, wo er nie hinwollte: bürgerlicher Familienvater wie alle andern, Beruf, Auftritte. Stress total. Er habe bisher alles als vorläuftig angesehen. Nun sei er mitten drin und findet keinen Ausweg. Das Bisherige sieht er keineswegs als schlecht an. Es ist mehr die selbstkritische Frage an seine eigene innere Überzeugung.

Trotz seiner kritischen Selbstreflexion ist Mani Matter mit seinen unvergleichlichen Liedern ein paar Jahrzehnte nach seinem viel zu frühen Tod 1974, nach wie vor bekannt.

Ich persönlich bezweifle, dass Berufung  mit einem guten Gefühl zu tun hat. Mehr mit einer Aufgabe. Die vielleicht sogar allgemein gültige Regeln sprengt. Mit dem Erkennen einer Aufgabe und mit deren Umsetzung.

Und wenn ich nichts spüre oder höre?

Das klingt alles so geheimnisvoll. So besonders. Mein Alltag zeigt mir genau das Gegenteil und einen besonderen «Ruf» habe ich noch nie gehört. Also, wie bitte soll ich meine Berufung finden? Oder gibt es kein allgemein gültiges Recht auf Berufung für alle Menschen?

Stellt nicht das Menschsein, unser Leben alleine schon eine Berufung dar? Wenn auch vielmehr eine Art Grundberufung. Berufen zum verantwortungsbewussten Leben in Gemeinschaft. Wir haben Freiheiten, die wir gestalten können. Vielleicht macht Berufung nur einen kleinen Teil in unserer Arbeit aus. Weil wir wertvolle Impulse im Team, bei Kunden oder im Freundeskreis vermitteln können. Vielleicht, weil wir etwas anders als alle anderen machen – und damit früher oder später, öffentlich oder im Stillen Erfolg haben? Im Stillen? Ja. Manchmal bleibt gelebte Berufung im Stillen. Denn sie hat nicht zwingend mit Publicity zu tun. Sondern mit Verantwortung. Mit Wahrnehmung und mit Umsetzung.

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