«Und, wie fühlt man sich mit 50?»
Diese Frage wurde mir des öfteren gestellt, als ich meinen Geburtstag feierte. Ja, was ist denn anders? Das meiste bleibt gleich. Und doch gibt es Nuancen. Ich merke, dass neue Fragen auftauchen, die mit Bisherigem und dem, was vor mir liegt, zusammenhängen.
Bisheriges: Frieden schliessen
- Mit erlebten Herausforderungen Frieden schliessen.
- Mit gegangenen und nicht gegangenen Wegen.
- Mit mir wichtigen Menschen, die plötzlich aus dem Leben verschwunden sind.
- Mit Fehlern, die ich gemacht habe und immer mal wieder aufs Neue mache und bereue.
Ich ertappe mich im Alltag in Gedanken, bei denen mir peinliche Momente von früher einfallen. Das war bisher weniger der Fall. Die Kinder sind erwachsen. Sind in der Ausbildung und werden in ein paar Jahren aus dem heimischen Nest ausgeflogen sein. Es tut sich etwas. Und ich bin mitten drin.
Veränderung bedeutet Entwicklung. Entwicklung bedeutet, die Komfortzone zu verlassen.
Das war bisher schon so, aber mit 50 Jahren erlebe ich es bewusster. Die Psychosoziale Entwicklungstheorie von Erikson sagt aus: «Gelingt es dem Menschen, die Vergangenheit mit all ihren positiven und negativen Ereignissen zu akzeptieren, hat er die höchste Stufe der Weisheit erreicht und braucht den Tod nicht zu fürchten. » Vergangenheit darf sein. Wir lernen aus ihr. Haben wir Frieden mit ihr geschlossen, eröffnen sich neue Perspektiven und Wege.
Und jetzt? Und dann?
«Verstehen kann man das Leben nur rückwärts. Leben muss man es vorwärts» (Søren Aabye Kierkegaard). Mir fällt auf, ich lebe in einer Zeit, in der Altersvorsorge infrage gestellt wird, das Geld dafür knapp ist, noch knapper wird und immer weniger junge Verdiener mehr ältere Menschen finanzieren (AHV) müssen. Im Jahr 2008 mussten 100 Personen für 26,6 Personen im Pensionsalter aufkommen. Eine Hochrechnung zeigt, 2060 werden es über 50 Personen sein, das heisst praktisch das Doppelte. Ein Spannungsfeld! Die Diskussion, ob das AHV-Alter erhöht werden soll, bewirkt, dass das dritte Lebensdrittel viele Unsicherheitsfaktoren beinhaltet. Zudem werde ich den Eindruck nicht los, dass das Alter oft als Belastung für die Gesellschaft dargestellt wird. Dabei ist Erfahrung bei genauerem Hinsehen Gold wert!
Mir wird klar, man muss sich frühzeitig Gedanken über seine Zukunft machen. Die Zukunft planen, sie gezielt und bewusst angehen. Dass Politik und Gesellschaft das ihre dazu beitragen ist gut.
Doch es geht nicht ohne mich, ohne mein Mitdenken und ohne mein Vorausplanen.
Ich bin zwar ich, doch ich lebe ebenfalls im Wir. Das Wir funktioniert dann am besten, wenn die Ichs mitdenken und Verantwortung tragen.
Geht es Ihnen ähnlich?
Mit 50 Jahren haben wir viel für die Gesellschaft und für uns getan. Damit meine ich alle Arbeit, jeglicher Verzicht, alle Planung, ob im Grossen oder im Kleinen. Ob wichtiger oder weniger wichtig. Da kommt bei genauerem Hinsehen ganz schön etwas zusammen! Dank dieser Erfahrung können wir mit einer guten Vorbereitung viele Hürden überwinden.
Diese erworbenen Kompetenzen sind der Kompass für das nächste Drittel.
Laut dem Dossier «Potenziale im Alter(n): Unausgeschöpfte Talente und Expertisereserven» von Prof. Dr. Margrit Stamm, entspricht ein heute 65-jähriger Mensch, biologisch gesehen, einem 55-jährigen in der Generation zuvor. Wir sind also gesünder. Leben gut 10 Jahre länger. Das hat Auswirkungen. Das können wir nicht nur der jüngeren Generation überlassen. Statt auf das Ende zu warten, darf (im Normalfall) geplant werden.
Perspektiven
Länger leben, länger lernen. Genau! Wir Menschen sind bis ins hohe Alter lernfähig. Je älter, desto wichtiger ist es, dran zu bleiben. Wenn die Quantität nachlässt, muss das nicht auch bei der Qualität der Fall sein.
Mit den richtigen Aufgaben blühen Menschen über 50 erwiesenermassen auf.
Auch im Mix mit jüngeren. Ob im Job oder in der Freizeit, es gibt viele Möglichkeiten, sich zu investieren und Perspektiven zu entwickeln. Wussten Sie, dass im Pflegeberuf der Personalmangel zunehmen wird? Viele leichte Aufgaben könnten künftig durch Angehörige oder freiwillige Mitarbeiter übernommen werden. Pflege bedeutet nicht nur geben. Wer hilft, bekommt auch etwas zurück. Zum Beispiel andere, wertvolle Sichtweisen. Entlastung schaffen durch Aufgabenverteilung. Das gilt nicht nur für den Pflegeberuf …
Was wir tun können
Hinsehen. Standortbestimmung. Möglichkeiten erkennen. Wege definieren und erste Schritte wagen. Handeln ist gut. Reifer werden und selbst bestimmen können. Egal, in welchem Alter. Gerne begleite ich Sie als Coach, zum Beispiel in einer Standortbestimmung, bei der Planung des dritten Lebensdrittels etc.
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